Schützenbruderschaft St. Antonius 1908 e.V. Braunshausen

Geschichte 1908 - 1932

Es war eine gute Zeit, das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Seit 30 Jahren herrschte Frieden in Deutschland. Industrie, Handel und Handwerk blühten auf. Die wirtschaftliche Entwicklung überall im Lande kam auch den Menschen in Braunshausen zugute.

Besonders das Jahr 1908 war für Braunshausen ereignis- und erfolgreich.

Vikar Karl Vogt schreibt in der Kirchenchronik u.a.:

Im Jahr 1908 erhielt die neue Kirche eine Orgel, es wurde die sonntägliche Frühmesse eingeführt, mit dem Bau einer Wasserleitung zum Quellgebiet ”Rittersbach” begonnen und die Eisenbahnlinie Winterberg-Frankenberg mit der Bahnstation Hallenberg eröffnet

Auch die Gründung eines Schützenvereins wird erwähnt.

Da in den Nachbarorten schon seit einigen Jahren Schützenfeste gefeiert wurden, zu denen auch die Jugend aus Braunshausen gerne ging, wurde auch hier der Wunsch nach einem Schützenfest laut.

Den letzten Anstoß gab dann aber im Sommer 1908 die Schuljugend des Dorfes, die mit der Durchführung eines Kinderschützenfestes im ”Kipp” große Resonanz fand.

Nun war die Zeit reif zur Gründung eines Schützenvereins.

Am Mittwoch, dem 2. September 1908, wurden vom Gemeindevorsteher und Gastwirt Wilhelm Knecht alle männlichen Bewohner über 18 Jahre in seine Gastwirtschaft eingeladen.

In dieser Versammlung wurde fast einstimmig die Gründung des Schützenvereins Braunshausen beschlossen.

Noch am gleichen Abend wurde ein Vorstand gewählt. Vorsitzender und Hauptmann wurde Christoph Jungmann (Grund), Schriftführer Johann Rohleder (Anelsen) und Rendant Johann Müller (Langen). Ebenso wurde ein Vereinsstatut nach dem Muster der anderen sauerländischen Vereine beschlossen. Dessen Richtigkeit bestätigten am 23. April 1909 Gemeindevorsteher Wilhelm Knecht und Amtmann Rangen aus Hallenberg.

Um aber ein Schützenfest feiern zu können, waren vielfältige Vorbereitungen zu treffen.

Die Anschaffung von Degen und Schärpen für die Offiziere sowie einer Vereinsfahne waren die wichtigsten. Hierzu war sicher manche großzügige Spende erforderlich.

So konnte schon im Jahre 1909 zum ersten Mal in Braunshausen ein Schützenfest gefeiert werden. Auf einer Wiese im ”Kipp” wurde ein Zelt aus Fichtenstangen und Zeltlaken errichtet, in dem gefeiert und getanzt werden konnte.

Erster Schützenkönig wurde der Gemeindevorsteher Wilhelm Knecht, der sich Katharina Jungmann, die Ehefrau des Hauptmanns, zur Königin erkor.

Von 1910 bis 1914 und -nach Unterbrechung infolge des 1. Weltkrieges- ab 1920 wurde jedes Jahr Schützenfest gefeiert. Eine Ausnahme bildete lediglich das Inflationsjahr 1924. In diesen Jahren fanden die Feste an verschiedenen Stellen in der Nähe der heutigen Halle statt. So auch in Feldscheunen, an die ein Lakenzelt angebaut und die mit Eichengrün ausgeschmückt wurden.

Als die Eheleute Wilhelm Knecht dem Verein kostenlos ein Grundstück zur Pacht anboten, wurde von Vereinsmitgliedern angeregt, dieses Grundstück zu erwerben und dort ein festes Bretterzelt zu bauen. Dieser Anregung wurde Folge geleistet und von Frau Anna Knecht geb. Jungmann, gt. Schäfers, dieses Grundstück Flur 1 Parzelle 1645/735 Acker zwischen den Rücken, erworben.

Auf diesem Grundstück wurde dann im Jahre 1927 die Schützenhalle errichtet.


Älteste Fotografie des Schützenfestes in Braunshausen 1913

Geschichte 1933 - 1945

Bei der turnusmäßigen Vorstandswahl am 26. Dezember 1933 wurde erstmals die Trennung der Funktionen des 1.Vorsitzenden und des Hauptmanns beschlossen.

1. Vorsitzender wurde Franz Müller (Jürgen), sein Stellvertreter Franz Jungmann (Grund), Schriftführer Fritz Reineke und Kassenwart Heinrich Knecht (Vornegrund).

Zum Hauptmann wurde Wilhelm Rohleder (Langenhannes) gewählt.

Der scheidende Kassenwart Johann Müller (Langen) wurde wegen seiner langjährigen Tätigkeit im Vorstand zum Ehrenmitglied ernannt.

Die politische Wende 1933 hatte auch gravierende Folgen für das Schützenwesen. Zunächst wurden die Vereine ”gleichgeschaltet” und die Eingliederung in den ”Deutschen Schützenverband” im ”Deutschen Reichsbund für Leibesübungen” vollzogen. Hier galt das ”Führerprinzip”.

Die Schützenfeste in den Jahren 1934 bis 1939 wurden in der gewohnten Weise am

4. Sonntag im Juli gefeiert. Das Fest begann mit dem Festzug am Sonntagmittag, es folgten Königs- und Kindertanz sowie der Festball am Sonntagabend.

Der Montag begann mit dem Schützengottesdienst am Morgen mit anschließender Kranzniederlegung und Ehrung der gefallenen Schützenmitglieder. Darauf folgte der Marsch zur Vogelstange und die Ermittlung des neuen Schützenkönigs, der am Nachmittag mit seiner Königin am Festzug teilnahm.

Das Jahr 1935 machte eine Ausnahme. Das Schützenfest wurde an Pfingsten gefeiert. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Im folgenden Jahr wurde jedoch von der großen Mehrheit der Schützen die Rückkehr zum 4. Sonntag im Juli beschlossen. Dieser Termin ist bis heute so geblieben.

Um die Vereinskasse aufzubessern, aber auch um gemeinschaftliches Beisammensein zu fördern, wurde jährlich zu Pfingsten ein Familienabend veranstaltet. In der Schützenhalle wurden Theaterstücke aufgeführt und zu den Klängen einer Ziehharmonika konnte getanzt werden. Der Ausschank wurde vom Verein selbst übernommen.

Auch Erntedankfeste und Preisschießen wurden veranstaltet. Fahnenabordnungen nahmen an Prozessionen, Beerdigungen von Mitgliedern, Patronatsfesten und sonstigen Anlässen teil.

Bei den Vorstandswahlen am 26. Dezember 1936 wurde die Trennung der Funktion des Vorsitzenden und Hauptmanns wieder aufgehoben. Wilhelm Rohleder wurde nun 1. Vorsitzender und Hauptmann.

Ostern 1939 legte er jedoch seinen Posten nieder. Als Nachfolger wurde das Schützenmitglied Franz Stuhlmann gewählt, der auf dem Schützenfest 1939 die Führung des Vereins übernahm.

Der Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 beendete dann die Aktivitäten des Vereins bis auf Weiteres.

Geschichte 1946 - 2008

Nach dem Krieg etablierten sich die ”Historischen katholischen Schützenbruderschaften Deutschlands” und somit auch der Schützenbund des Kreises Brilon.

Um die Bruderschaft in Braunshausen rechtsfähig zu machen und die Rückführung des von den Alliierten gesperrten Vermögens zu erreichen, wurde am 22. Mai 1949 eine neue Satzung beschlossen.

Die Einleitung lautet wie folgt:

”Die St.-Antonius-Schützenbruderschaft von Braunshausen, eine Vereinigung von Männern, die das Ideal der alten historischen Schützenbruderschaften vertritt und zum Diözesanverband vom hlg. Sebastianus gehört. Sie hat ihren Sitz in Braunshausen.”

Die primären Aufgaben der Bruderschaft sind in § 2 der Satzung wie folgt beschrieben: ”Gemäss der Normalsatzungen ist die St. Antonius-Schützenbruderschaft bestrebt, zunächst unter ihren Mitgliedern, dann aber auch in weiten Kreisen


a) die Pflege des religiösen Lebens, insbesondere die Verehrung des allerheiligsten Altarsakramentes, und die Heilighaltung des Sonntags zu fördern,

b) die Werke der christl. Nächstenliebe zu üben,

c) an der Bildung und Erhaltung eines gesunden Volkstums auf der Grundlage christl. Sitte mitzuarbeiten,

d) für die staatsbürgerliche Erziehung nach den Grundsätzen der kath. Weltanschauung tätig zu sein, und

e) unter den Bewohnern der Gemeinde Braunshausen und deren Umgebung den Gemeinsinn und das Einverständnis zu fördern und zu beleben.”

Die Aufgaben/Pflichten der Mitglieder umfasst § 9 der Satzung: ”Die Mitglieder der Bruderschaft sind verpflichtet und berechtigt, an den Festen und Veranstaltungen der Bruderschaft teilzunehmen. An der Fronleichnamsprozession beteiligt sich die Bruderschaft geschlossen mit der Fahne.

An grösseren kirchl. Festen beteiligt sich die Bruderschaft geschlossen.

Bei den Schützenfesten, die am 4. Sonntag im Juli abgehalten werden, haben sich die Mitglieder rege an den Festzügen zu beteiligen. [...] Den Anordnungen der Mitglieder des Vorstandes ist Folge zu leisten.

Schützenkönig kann nur werden, wer Mitglied der Bruderschaft ist.

Nichtmitglieder dürfen zum Vogelschiessen nicht zugelassen werden. [...]

Die Teilnahme am Schützenhochamt, das anlässlich des Schützenfestes gelesen wird, wird allen Mitgliedern zur Pflicht gemacht. Beim Begräbnis eines Schützenbruders beteiligt sich die Bruderschaft geschlossen.”

Der Verlust bzw. Ausschluss der Mitgliedschaft ist in § 7 niedergelegt: ”Aus der Bruderschaft scheiden mit Verlust eines jeden Anrechtes aus:


1. Mitglieder, die sich freiwillig und schriftlich beim Vorstand abmelden. Sie sind verpflichtet, den lfd. Jahresbeitrag zu zahlen.

2. Mitglieder, die ihre bürgerl. Ehrenrechte verloren haben oder einen Lebenswandel führen, der nach dem Urteil der Braunshausener Bürger gegen Sitte und Anstand und Ehrlichkeit verstösst.

3. Mitglieder, die gegen die Interessen der Bruderschaft und Satzungen gröblich verstossen, sich nicht mehr am Vereinsleben beteiligen oder die Zahlung der Beiträge verweigern. Über den Ausschluß entscheidet der Vorstand.

Die übrigen Bestimmungen der Satzung umfassen die organisatorischen Vorgaben und Regelungen. Hiernach hat zum Beispiel einmal im Jahr, möglichst am 2. Weihnachtstag, eine Mitgliederversammlung stattzufinden.

Geschichte Schützenhalle

Nachdem das 1. Schützenfest im Folgejahr der Gründung noch auf einer Wiese im ”Kipp” gefeiert wurde, begann man schon im Jahre 1910 mit dem Bau eines ”Stangen- und Lakenzeltes”. Das Grundstück wurde unentgeltlich von der Familie Knecht (Schäfers) zur Verfügung gestellt und später durch Kauf erworben.

Nach dem Schützenfest 1914 ruhte das Vereinsleben wegen des 1. Weltkrieges. Erst 1920 konnte das nächste Schützenfest gefeiert werden. Das alte Lakenzelt war inzwischen unbrauchbar geworden, sodass Feldscheunen zum Festzelt ausgeschmückt wurden.

Im Jahre 1926 war es dann soweit, dass mit dem Neubau einer Bretterhalle auf festem Fundament begonnen werden konnte.

Mündliche Überlieferungen, die Stämme für das Bauholz seien in der Wasserlehne und im nahen Hessenwald ohne gültigen Abfuhrschein bei Nacht und Nebel abgefahren worden, sind nicht belegt und bleiben bis heute unergründet.

Dabei ist der ”Lehrlingssturz vom Dach” von Wilhelm Müller (”schwarzer Wilm” genannt und später auch als solcher bekannt) eine gefestigte Erinnerung.

Die Konstruktion mit der sicherlich im Sauerland einmaligen Rundkuppel war ein Meisterstück des Zimmermanns Andreas Womelsdorf aus Hallenberg.

Die Gesamtkosten für den Bau beliefen sich auf 6.232 Reichsmark.

Nach dem Krieg wurden in und an der Halle laufend bau-liche Verbesserungen und Erweiterungen vorgenommen . So wurden z.B. die Bretterwände durch Massivbauweise ersetzt.

Bei allen Maßnahmen wurde darauf geachtet, dass die rustikale Balkenkonstruktion in der bisherigen Darstellung voll erhalten bleibt.

Als erste Maßnahme wurde ein Keller für die Lagerung und Kühlung des Bieres ausgeschachtet.

Die erste größere Baumaßnahme wurde im Jahre 1965 in Angriff genommen. Die Bühne wurde verlegt, unterhalb dieser wurden neue Toilettenanlagen installiert. Hierdurch bekam man ”oben” mehr Raum und eine bessere Aufteilung für Küche, Speiseraum und Sektbar.

Ein weiterer Hallenanbau erfolgte 1974.

Die Halle entsprach in vielen Belangen den damaligen Bedürfnissen und Anforderungen nicht mehr. Dieses galt analog für die Sicherheitsvorschriften, da verschiedene Einrichtungen auf engstem Raum untergebracht waren.

Es war dringend und unaufschiebbar, durch Erweiterungen der Halle größere Küchen- und Speiseräume, mehr Sitzflächen und einen Aufbewahrungsraum für die Wertgegenstände des Vereins zu schaffen. Durch die Verlegung der Sektbar erreichte man auch mehr Platz für die Thekengäste und vor allem mehr Raum für den Zugang zum Speiseraum.

Die noch bestehende südliche Außenwand aus Holz wurde durch eine massive Wand ersetzt.

Zu den Baukosten, die mit 12.000 DM veranschlagt waren, hat die politische Gemeinde den kostenlosen Einschlag im Gemeindewald für das benötigte Bauholz bewilligt und einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 5.000 DM zur Verfügung gestellt.

Außerdem erhielt der Verein von der Amtsparkasse Hallenberg eine Spende in Höhe von 2.500 DM.

Ein größerer Hallenanbau begann im Jahre 1994, primär zur Schaffung eines neuen großen Speiseraumes. Der bisherige Speiseraum wurde nun für neue Toilettenanlagen frei.

Die alten Toiletten befanden sich noch im Keller, waren wesentlich zu klein, für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar und entsprachen insgesamt nicht mehr den sanitären und hygienischen Anforderungen. Auch der Küchen- und Thekenbereich konnte funktionell umgestaltet werden. Infolge der Hanglage wurde der Anbau vollständig unterkellert, sodass nunmehr auch genügend Lagerraum für den Kugelfang und sonstige Materialwerte vorhanden war.

Insgesamt betrachtet hat die Halle durch diesen Anbau eine optimale Raumaufteilung und funktionale Nutzungsmöglichkeiten erhalten.


Schützenhalle Anfang - Mitte der 50iger Jahre



Schützenhalle 2008